18.45 Uhr Konzerteinführung im Saal Bodensee
Konzertbeginn: 19.30 Uhr
Festspiel- und Kongresshaus Bregenz, Großer Saal
Johannes Brahms (1833 – 1897)
Erste Symphonie in c-Moll op. 68
Un poco sostento – Allegro
Andante sostenuto
Un poco allegretto e grazioso
Adagio – Piu Andante – Allegro non troppo, ma con brio
Zweite Symphonie in D-Dur op. 73
Allegro non troppo
Adagio non troppo
Allegretto grazioso
Allegro con spirito
Johannes Brahms wuchs in einfachsten Verhältnissen auf. Sein Vater Johann Jakob Brahms spielte Flügelhorn und Kontrabass im Vergnügungsviertel Sankt Pauli von Hamburg, und Johannes trug schon als Knabe als Pianist in denselben Etablissements zum Familieneinkommen bei. Dann aber nahm in der Musikpädagoge Eduard Marxsen unter seine Fittiche, und als Klavierbegleiter des Violinvirtuosen Eduard Remèny kam Johannes Brahms rasch in die ersten Kreise der damaligen Musikwelt. Prägend wurde dabei eine Begegnung mit dem hochberühmten Musikerehepaar Robert und Clara Schumann. Robert schrieb in der von ihm gegründeten „Neuen Zeitschrift für Musik“ einen hymnischen Artikel über den damals zwanzigjährigen Pianisten und Komponisten Brahms, der diesem zwar zu rascher Bekanntheit verhalf, ihn, den Selbstkritischen, aber auch unter gehörigen Erfolgsdruck setzte. Zwischen Clara Schumann und Brahms entwickelte sich eine tiefe Freundschaft, die zu Zeiten auch leidenschaftliche Züge hatte. Johannes Brahms hoffte, in seiner Heimatstadt Hamburg mit einem führenden Posten im Konzertbetrieb betraut zu werden, wurde aber mehrmals übergangen. Enttäuscht wandte er sich nach Wien, wo er kurzzeitig den Wiener Singverein leitete und in der Gesellschaft der Musikfreunde tätig war. Diese Ämter legte er aber bald wieder zurück, denn der damit verbundene Verwaltungsaufwand behagte ihm nicht, und außerdem konnte er inzwischen gut von den Einkünften aus seinen Kompositionen leben. Mehr noch, er unterstützte bedürftige Menschen seiner Umgebung großzügig, etwa die verwitwete Clara Schumann und ihre acht Kinder, weiters seine Stiefmutter, denn der Vater hatte nach dem Tod von Brahms‘ Mutter erneut geheiratet. Die komfortable finanzielle Situation ermöglichte Brahms auch Sommeraufenthalte in der Schweiz, in Bayern, in Kärnten, wo er seine Zweite Symphonie schrieb, in Mürzzuschlag, wo die Vierte Symphonie entstand, oder in Bad Ischl, wo er Kontakt mit dem von ihm geschätzten Johann Strauß Sohn pflegte. Auch zwei Italieneisen sind bezeugt.
Johannes Brahms hat ein umfangreiches Werk hinterlassen: Vier Symphonien, Konzerte, Kammermusik verschiedener Art, Lieder, das wunderbare und viel aufgeführte Oratorium Ein deutsches Requiem oder Klaviermusik. Jedoch hat er nie eine Oper geschrieben.
Der selbstkritische Brahms brauchte lange, um sich mit einer Symphonie an die Öffentlichkeit zu wagen. Nach eigenen Worten fühlte immer „einen Riesen-Beethoven hinter sich her marschieren“. Endlich, mit 43 Jahren und schon etabliert als Komponist, wagte er es, mit der Ersten an die Öffentlichkeit zu gehen. Mit ihr verlässt er nicht das klassische Formschema, bricht es aber von innen her auf. So sind die beiden Mittelsätze nicht wie bisher gegensätzlich, sondern einander sehr ähnlich, und der Schwerpunkt liegt auf dem Finalsatz, dessen Hornthema berühmt geworden ist. Bemerkenswert ist auch die von Arnold Schönberg in seinem Aufsatz Brahms the progressive beschriebene „entwickelte Variation“. Diese bedeutet, dass musikalische Prozesse aus einer oft kleinen Motivzelle fort und fort entwickelt werden. Gleich nach der Drucklegung der Ersten schrieb Brahms seine Zweite Symphonie, er war sich nun sicher geworden. Man hört ihr den Ort der Entstehung an: sie lässt uns die Farben und das Licht des Wörthersees förmlich sehen. Wenngleich sie lieblicher ist als die Erste und in den Mittelsätzen zum klassischen Schema zurückkehrt, so ist doch in ihrer Feinstruktur das Prinzip der „entwickelten Variation“ noch optimiert. Die Uraufführung der Zweiten im Musikvereinssaal in Wien zur Jahreswende 1877/78 war einer der größten Triumphe, die Brahms erlebt hat.