Orchestre des Champs-Élysées
25. November 2021

Orchestre des Champs-Élysées

Konzerteinführung mit Bettina Barnay um 18.45 Uhr im Saal Bodensee
Konzertbeginn um 19.30 Uhr im Großen Saal

Das gesamte Jahresprogramm 2021/2022 können Sie hier digital ansehen.

 

Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791)
Sinfonie Nr. 40 in g-Moll KV 550

Molto allegro
Andante
Menuetto: Allegretto
Allegro assai

Große c-Moll Messe, KV 427

Kyrie (Chor)
Gloria in excelsis (Chor)
Laudamus te (Sopran II)
Gratias (Chor)
Domine (Duett Sopran I und II)
Qui tollis (Chor)
Quoniam (Terzett Sopran I, II und Tenor)
Jesu Christe/ Cum sancto spiritu (Chor)
Credo (Fragment)
Et incarnatus est (Sopran I)
Sanctus (Chor)
Benedictus (Chor und Soli)
Agnus Dei (unvollendet)

 

Es gibt wohl keinen Komponisten der europäischen Musikgeschichte, der Menschen mehr erstaunt hat als Wolfgang Amadé Mozart. Vor allem seine Laufbahn als Wunderkind fasziniert ebenso, wie sie kritisch hinterfragt wird. Die Werke des heutigen Konzertes, die Sinfonie in g-Moll wie auch die Große Messe in c-Moll, sind jedoch im Erwachsenenalter entstanden, und zwar in Wien. Dorthin war Mozart im Jahr 1781 gegangen, um in der Kaiserstadt als freischaffender Musiker sein Glück zu suchen. In der damaligen Zeit, wo Musiker fast nur im Dienst vom Hof, vom Adel oder von der Kirche leben konnten, ein Wagnis. Die ersten Jahre hatte Mozart großen Erfolg in Wien, vor allem feierte mit der Aufführung seiner eigenen Klavierkonzerte Triumphe. Doch in den späteren Wiener Jahren war der Familie Mozart das Glück nicht mehr so hold wie zuerst. Genau in dieser Zeit schreibt Mozart seine drei großartigsten Sinfonien. Denn obwohl die mittlere der Trias, die Sinfonie in g-Moll, tatsächlich eine belastete Stimmung wiedergibt, vermitteln die beiden anderen Sinfonien, nämlich die in Es-Dur KV 543 und die in C-Dur KV 551, die Jupiter-Sinfonie genannt wird, eine positiv-strahlende Atmosphäre. Für die Komposition dieser drei Sinfonien, die seine bisher komponierten an Bedeutung weit übertreffen, gibt es keinen äußeren Anlass und keinen Auftrag.

In Hinblick auf die Werke des heutigen Programmes darf eine Tatsache nicht unerwähnt bleiben, nämlich der Einfluss der Musik von Johann Sebastian Bach auf Mozart. Für uns Heutige ist es kaum mehr nachvollziehbar, dass Bachs Oeuvre zur Zeit Mozarts so gut wie unbekannt war. Mozart lernte Bach ab 1782 durch den Diplomaten und Musiker Gottfried an Swieten kennen, was sein Schaffen von da an geprägt hat. So wären die Chöre der Großen Messe in c-Moll ohne die Kenntnis von Bachs Musik undenkbar.

Er habe „in seinem Herzen versprochen, wenn er sie als seine Frau nach Salzburg brächte, dort eine neukomponierte Messe zur Aufführung zu bringen.“ So schrieb Mozart, der sich im August 1782 mit Constanze Weber verheiratete. Es war eine echte Liebesbeziehung, doch Vater Leopold war gegen die Verbindung. Nun, im Herbst 1783, reisten Wolfgang Amadé und Konstanze Mozart nach Salzburg, um die Frau mit dem Vater persönlich bekannt zu machen. Im Gepäck hatten die beiden die unvollendete Partitur der Messe in c-Moll und gedachten sie in der Kirche der Erzabteil Sankt Peter zur Aufführung zu bringen. Ob es zu einer solchen gekommen ist, wissen wir nicht. Jedoch veranstalten die Salzburger Festspiele in jedem Jahr eine Aufführung der c-Moll-Messe in Sankt Peter in prominenter Besetzung.

Herzstück der Komposition ist die Sopranarie Et incarnatus est, und diese sollte Constanze Mozart bei der Aufführung in Salzburg singen. Nach dieser Arie, dieser musikalisch ungemein frei schweifenden Liebeserklärung an seine Frau also, schien Mozart die Messe nicht mehr groß interessiert zu haben. Der Rest des Credo fehlt, Sanctus und Benedictus liegen nur in wenigen Stimmen vor und wurden immer wieder von Bearbeitern vervollständigt, sodass sie bei Aufführungen normalerweise erklingen. Das Agnus Dei fehlt gänzlich.

So ist uns mit der Großen Messe in c-Moll ein monumentaler Torso überliefert, der höchst vielschichtig ist. Barocke Wucht in Stile Händels bei den Chören und der Arie des Sopran II, große musikalische Freiheit der Arie des Sopran I, und vielleicht verborgen in alledem Mozarts ureigenste Konflikte und Sehnsüchte.

Text: Prof. Anna Mika

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