Konzerteinführung mit Bettina Barnay um 18.45 Uhr im Saal Bodensee
Konzertbeginn um 19.30 Uhr im Großen Saal
Das gesamte Jahresprogramm 2021/2022 können Sie hier digital ansehen.
Antonio Vivaldi (1678 – 1741)
Ouverture zu „Dorilla in Tempe“ RV 709
Violinkonzert in C-Dur RV 189
Sinfonia aus „Ercole sul Termodonte“
Violinkonzert in F-Dur RV 286
Streichkonzert in g-Moll RV 152
Violinkonzert in B-Dur RV 371
Violinkonzert in h-Moll RV 390
Aus unserem Konzertleben ist die Musik von Antonio Vivaldi nicht mehr wegzudenken. Besonders der Zyklus Le quattro stagioni, Die vier Jahreszeiten also, ist weit über die Welt der Klassik hinaus bekannt geworden. Diese Popularität genoss Antonio Vivaldis Oeuvre jedoch nicht immer. Zwar war der Komponist zu seinen Lebzeiten eine europäische Berühmtheit, geriet aber bald nach seinem Tod in Vergessenheit. Doch im Jahr 1926 geschah eine musikalische Sensation. Auf dem Dachboden eines Klosters im Piemont fand man vierzehn Bände mit bis dahin unbekannten Werken Vivaldis. Diese Opern und Konzerte erlebten eine rasche Verbreitung in der Musikwelt.
Geboren wurde Antonio Vivaldi als erstes von neun Kindern des Ehepaares Camilla und Giovanni Battista Vivaldi, ein Frühchen, kränklich, aber er überlebte. Er erbte von seinem Vater nicht nur die roten Haare, sondern auch das musikalische Talent. Doch der junge Vivaldi strebte das Priesteramt an, weniger aufgrund geistlicher Neigung, sondern um als Angehöriger der Kirche eine Versorgung zu haben. Denn immer stand die Musik im Mittelpunkt seines Lebens. So erzählt man sich, dass er mitten während der Zelebration einer Messe den Altar verließ, weil ihm gerade ein gutes Fugenthema eingefallen war, das er in der Sakristei sofort notierte. Offiziell aus gesundheitlichen Gründen, ließ er sich bald vom Messelesen suspendieren und nahm die Stellung des Maestro di Violino am Waisenhaus Ospedale della Pietà an, wo er rasch zum Leiter dieses hochberühmten Mädchenorchesters aufstieg. Denn dieses Waisenhaus war keines in unserem heutigen Sinne. Vielfach wurden dort adelige junge Mädchen untergebracht, weil ihre Familien sie auf die Klosterlaufbahn vorbereiten wollten, um sich die Mitgift zu ersparen. Solche Ospedali gab es mehrere in Venedig, und ihre Konzerte zogen viele Reisende an. „In Venedig gibt es Frauenklöster, deren Bewohner Orgel und andere Instrumente spielen und auch singen, so schön, dass man nirgendwo auf der Welt so süße und harmonische Musik findet“, schrieb etwa Peter Tostalgo. Für diese Mädchen schrieb Vivaldi viele seiner Konzerte, aber auch für sich selber, denn er war ein Geiger von angeblich stupendem Können. Doch die Königsdisziplin für einen Komponisten damals war die Oper, und so schrieb auch Vivaldi, bereits fünfunddreißigjährig, eine solche. Ottone in villa wurde in Vicenza mit Erfolg uraufgeführt. Das gab dem „Prete rosso“, dem rothaarigen Priester, wie Vivaldi gern genannt wurde, den Mut, die Leitung des Opernhauses Sant’Angelo zu übernehmen. Von da an komponierte er zwei Opern pro Jahr. Fünfzehn Opernhäuser gab es damals in Venedig, und eine Oper zu besuchen war das angesagte Vergnügen schlechthin. Die Adeligen und vermögenden Leute hatten eine Loge, in der während der Aufführung gegessen, getrunken und geflirtet wurde. Nur wenn der Primo uomo, meist ein Kastrat, oder die Prima donna ihre Arien sangen, hörte man zu. Das Parkett war nicht bestuhlt, da standen die einfachen Leute, und nicht selten geschah es, dass Speisereste aus den Logen auf sie herabfielen oder sie gar bespuckt wurden. Es war auch eine Opernsängerin, nämlich Anna Girò, die die Lebensgefährtin Antonio Vivaldis werden sollte. Dass ein geweihter Priester mit einer Frau zusammenlebte, regte im damaligen Venedig kaum jemanden auf. Der Vatikan war weit und die Moral in der Lagunenstadt sowieso ziemlich locker. Doch als ein neuer, sittenstrenger Kardinal in Venedig antrat, war es zu Ende mit den Opernvergnügungen und weltlichen Konzerten. Vivaldi und seine Frau mussten ihr Glück anderswo suchen und gingen nach Wien in der Hoffnung auf eine Anstellung am Kaiserhof. Doch als sie dort eintrafen, war Kaiser Karl VI tot und Erbfolgekriege im Gange. Vivaldi starb im Jahr 1741 verarmt in Wien, genau fünfzig Jahre vor Mozart, und wie dieser erhielt er nur ein Begräbnis der niedersten Klasse.
Text: Prof. Anna Mika